Nach der ausführlichen Prognose, die wir Anfang des Jahres lieferten, bietet sich die Halbzeitpause 2017 an, um den aktuellen Zwischenstand zu ermitteln. So können die jüngsten politischen Ereignisse betrachtet und die Genauigkeit der Einschätzungen geprüft werden. Bei den folgenden Prognosen zum Goldpreis geht es in erster Linie um die Beantwortung der folgenden zwei Fragen:
- Wurden die Auswirkungen der politischen Entwicklungen richtig eingeschätzt?
- Wie hoch ist ab Jahresmitte die Wahrscheinlichkeit, dass die Endprognose für 2017 eintreten wird?
In politischer Hinsicht haben wir in unserer letzten Prognose sehr viel vom US-Präsidenten Trump gesprochen. Dabei wurde angedeutet, dass eine Trump-Präsidentschaft für viel Unsicherheit auf der Welt sorgen werde. Traditionell stützt dieses Gefühl und solch eine Weltlage den Goldpreis. Darüber hinaus kündigten wir auch großen Einfluss der europäischen Wahlergebnisse auf den Goldkurs an. Jetzt kann in der Mitte des Jahres 2017 ganz klar gesagt werden, dass sich die politische Weltlage viel differenzierter entwickelt hat, als zu Beginn vielleicht zu befürchten war. Folgende Punkte lassen sich in politischer Hinsicht klar in den letzten 6 Monaten identifizieren:
- Das Goldtief direkt nach Trumps Wahlsieg wurde überwunden und es ist keine Rückkehr dorthin absehbar. Dies entspricht sehr klar unserer Einschätzung aus dem Januar 2017. Der niedrige Goldpreis wird sich nicht über die Angelobung des neuen US-Präsidenten hinaus halten.
- Nur ein Beispiel aus den Nachrichten, für die Unsicherheit, die Trump zu stiften vermag, ist der Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen.
Es hat sich jedoch gerade bei diesem Austritt herausgestellt, dass die Macht des amerikanischen Präsidenten selbst im eigenen Land stark beschnitten werden kann. So bekannten sich sehr schnell viele US-Bundesstaaten freiwillig zur weiteren Einhaltung des Abkommens. Sogar der Bürgermeister von Pittsburgh – eine Stadt die Trump in seiner Austrittsrede erwähnte – betonte umgehend die Sinnhaftigkeit des Pariser Abkommens. - In Europa wurde zudem die Populisten bei den Wahlen sehr klar in ihre Schranken verwiesen. Weder in Frankreich, noch in Holland konnten die jeweiligen Bewegungen die Siege verbuchen, von denen noch Mitte des Jahres 2016 die Rede war bzw. die Prognosen und die Nachrichten sprachen.
- Außerdem verlor Theresa May sehr stark bei den von ihr ausgerufenen Neuwahlen in Großbritannien. Dies schwächt vor allem die britische Verhandlungsposition für den #brexit. Dies zeigt sich auch schon durch die Zusicherungen, die erst jüngst bei einem EU-Gipfel von May gemacht wurden.
Politisch hat sich also eine interessante Situation ergeben. Donald J. Trump gewann zwar die US-Wahl, aber seitdem fungiert er weltweit und auf allen Ebenen als eine Art abschreckendes Beispiel. In Europa wird viel über die Lügen und Unfähigkeiten des orangen US-Präsidenten gelacht. Dies tut den ansässigen Populisten nicht gerade gut. Darüber hinaus bemerken der alte Kontinent und die europäischen Anleger die Macht der einzelnen US-Bundesstaaten wie selten zuvor. In gewisser Weise trifft folgender spannender Grundsatz zu, der im Dezember 2016 noch jeder Intuition widersprach:
Trump schützt die westlichen Werte indem er sie stümperhaft untergraben möchte!
Ob der zweifelhafte Immobilientycoon tatsächlich die bessere Wahl als Crooked Hillary war, muss sich zwar erst endgültig herausstellen, denn noch hat Trump herzlich wenig umgesetzt, sprich kaum einen Effekt, abgesehen von von viel Unterhaltungswert, erzielt. Das zeigt sich allein durch Trumpcare. Selbst diese extrem eilig vorangetriebene Änderung des amerikanischen Gesundheitssystems hat es noch nicht durch den Senat und den Kongress geschafft. Demnach darf sich Donald wohl nicht einmal den anhaltend steigenden Dow Jones, nicht einmal diesen Chart, auf die Fahnen schreiben. Das führt uns auch direkt zu den wirtschaftlichen Entwicklungen, dem derzeitigen Goldpreis und der weiteren Prognose für 2017.
Hinweis: In Deutschland stehen die Wahlen zwar noch aus, aber anhand der aktuellen Umfragen dürfte die Anleger dort kein politischer Schock erwarten, der auch den Goldpreis, Aktien oder andere Rohstoffe extrem beeinflusst.
Wie wird sich der Goldkurs bis zum Ende des Jahres 2017 entwickeln?
Derzeit steht der Goldkurs bei 1.246,83 USD pro Feinunze (27. Juni 2017 morgens). Dieser Wert liegt spannend nahe an unserer Goldprognose für das Jahresende, die mit Unterstützung von zahlreichen Banken bei einem Goldpreis von 1.254,50 USD pro Feinunze lag. Trotzdem müssen wir zur Mitte des Jahres unsere Aussichten für das gelbe Edelmetall und den zugehörigen Kurs bzw. Chart ein wenig drosseln.
Wir sehen die politischen Entwicklungen ab diesem Zeitpunkt ein wenig als ein Neutrum an. Für das restliche Jahr 2017 dürften sich die verschiedenen Effekte mehr oder weniger ausgleichen. Das gilt selbst für die Wahl in Deutschland oder Österreich. Deshalb wird der Blick auf die wirtschaftlichen Entwicklungen umso wichtiger. In dieser Hinsicht sehen wir mehrere Anzeichen am Horizont:
- Die Weltkonjunktur entwickelt sich eher positiv.
- Die Konjunkturprognosen wurden in letzter Zeit immer wieder nach oben revidiert.
- Die EZB lässt erste Anzeichen einer restriktiveren Geldpolitik durchscheinen.
- Der Preis für den Euro in US-Dollar stieg in den Charts der letzten Monate.
- Der Kurs für den Dollar ist jedoch auch stabil gegenüber den asiatischen Währungen.
- Die FED hat gerade am 14. Juni den Leitzins erneut angehoben. Trumps Strategie des schwachen US-Dollars scheint keine Realität zu werden.
All diese Punkte setzen den Goldkurs stark unter Druck. Deshalb müssen wir zur Mitte des Jahres eher davon abraten Gold zu kaufen, wenn das Edelmetall nicht langfristig gehalten werden soll:
Gemäß unserer Einschätzung ist bis zum Jahresende mit einem Abfall des Goldkurses zu rechnen. Es könnte sogar ein Fall unter die Marke von 1.200 US-Dollar pro Feinunze eintreten und wir sehen einen Jahresendkurs von grob 1.140 USD als wahrscheinlich an.
Tipp: Wer damit rechnet, sein Gold im Jahr 2017 oder 2018 abstoßen zu wollen oder zu müssen, sollte gemäß dieser Einschätzung für den Goldpreis seine Finanzen eher bald auf Aktien oder andere Rohstoffe umschichten.
Quelle:
https://www.ifw-kiel.de/pub/kieler-konjunkturberichte/kieler-konjunkturberichte/2017
Disclaimer: Unsere Einschätzung muss nicht eintreten, aber stützt sich auf die angeführten Argumente.
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